Wir haben eine Debatte über den Umgang mit Blumenbachs Erbe in Göttingen angestoßen und haben die Podiumsdiskussion “Wohin mit Blumenbachs Erbe? – Verhandlungen zum Göttinger Umgang mit dem ‘Vater der Anthropologie'” organisiert.Auf dem Podium saßen Malin Wilckens (Historikerin), Sven Bradler und Christoph Bleidorn (Blumenbach-Insitut für Zoologie und Anthropologie), Thiago Pinto Barbosa (Kulturanthropologe), Gerhard Lauer (Blumenbach Online), Tahir Della (Initiative Schwarze Deutsche). Moderiert wurde die Veranstaltung von Johanna Strunge (Forschungskolleg „Wissen | Ausstellen”). Anschließend an die Diskussion gab es eine Fragerunde. Im Jahr 2005 wurde in Göttingen das Zoologische Institut nach Johann Friedrich Blumenbach benannt. Letztes Jahr wurde im Zuge der BLM Proteste die Büste Blumenbachs der Universität umgestürzt. Wir, die Basisgruppe Umweltwissenschaften, haben gefordert, den Institutsnamen zu streichen, denn Blumenbachs Werk diente als wissenschaftliche Legitimation für rassistische Ideologien, die noch heute wirken. Gleichzeitig verteidigen ihn andere als den ersten “wissenschaftlichen Antirassisten”, da er sich für einen gemeinsamen Ursprung aller Menschen ausgesprochen hat, und schätzen ihn aufgrund seiner Beträge zur Wissenschaft. Was steht hinter den gegensätzlichen Bewertungen?
Blumenbachs Symbolrolle in der Rasseforschung muss in Göttingen aufgearbeitet werden (PM August 2020)
The Surprisingly Racist History of “Caucasian”
Franchesca Ramsey umreißt in diesem Video das Nachwirken Blumenbachs im anglophonen Kontext. JFBs Dissertation “de generis humani varietate nativa” (1775, an der Georgia-Augusta) wurde im 18. Jahrhundert in Europa äußerst positiv beachtet und verpasste ihm den bis heute kaum hinterfragten Status als “Gründervater der Anthropologie”. Die Daten für diese Dissertation erhob er anhand Schädel (unekannter Herkunft), die er vermaß. Dieses höchst unwissenschaftliche Feld, genannt Craniologie, ist ein Sammelbecken pseudowissenschaftlichen, iologistischen Rassismus.
Das Unwissen um Kolonialgeschichte
Die Kolonialverbrechen fehlen in der deutschen Geschichtskultur. Weder in der Schulbildung noch in der öffentlichen Geschichts- und Gedenkkultur findet ein Auseinandersetzung statt.
In kaum einem Diskurs kommen die Nachfahren kolonialisierter, unterdrückter und versklavter Menschen zu Wort.
Die dreiteilige Dokumentation ‘Entkolonialisierung’ von Arte erzählt diese Geschichten: Die Geschichten von Widerstand; die Geschichte der Entwürdigung von Menschen und der Rückgewinnung von Würde; die Geschichten vom Raub von Identität, Wissen, Selbstbestimmung.
Im ersten Teil geht es auch um die Pseudowissenschaft “Craniologie – Lasst uns Schädel vermessen, Daten fälschen und damit die Überlegenheit der weissen begründen!” – und wieder um den Widerstand.
Kostenlos verfügbar unter:
https://www.arte.tv/de/videos/RC-018466/die-entkolonialisierung/
Die Jenaer Erklärung – ein Beispiel von Aufarbeitung der Rasseforschung an Universtitäten
Ernst Haeckel wird als einer der bedeutendsten Biologen in Deutschland gefeiert. Er begründete

Ernst Haeckel hat rassistische Forschung getrieben und wird heute noch für seine Beiträge zur wissenschaft verehrt. Die Jenaer Erklärung hat einen Zeichen gegen diese Verehrung gesetzt.
Ökologie-Konzepte und setzte die Evolutionstheorie in Deutschland durch. Sein Darwinismus machte bei Menschen nicht Halt: er konstruierte sogenannte Menschenrassen und hierarchisierte diese. Die weißen Menschen setzte er nach oben, Schwarze Menschen entwertete er als minderwertig.
Sein Wirkungsort war Jena. Die Universität hat mit einer Aufarbeitung dieser Person begonnen und damit aufgehört, sein menschenverachtende Forschung zu ignorieren und durch wissenschaftliche Leistungen zu relativieren
In diesem Rahmen entstand die Jenaer Erklärung. Sie ist ein Beispiel, wie im universitären Rahmen rassistische Forschung aufgearbeitet werden kann.
Link zur Jenaer Erklärung:
https://www.uni-jena.de/unijenamedia/universit%C3%A4t/abteilung+hochschulkommunikation/presse/jenaer+erkl%C3%A4rung/jenaer_erklaerung.pdf
Stellungnahme der Basisgruppe Umweltwissenschaften zu Sturz und Entfernung der Büsten von Haeckel und Blumenbach im zoologischen Institut.
